Donnerstag, 5. Mai 2011

Buchvorstellung: "Geister" (Marco Callari)


„Geister“ erzählt die Geschichte von Stephen Garcia, der gemeinsam mit seiner hochschwangeren Verlobten Sarah in eine kleine Wohnung auf dem Land zieht: hier soll ihr Kind in behüteter, idyllischer Umgebung aufwachsen. Im Ort werden die Zwei allerdings nicht allzu wohlwollend aufgenommen und ein netter Nachbar erzählt Stephen, dass in ihrer neuen Wohnung einst ein Familiendrama stattfand und seither alle Kinder, die dort lebten, spurlos verschwunden sind. Kurz darauf tritt dann ein Phänomenen wieder in Erscheinung, welches Stephen schon als Kind verängstigte: er beginnt, wie damals, Geister zu sehen – und schon ist er auf dem Weg, das Geheimnis der verschwundenen Kinder zu entschlüsseln.

Geschichten dieser Art sind schon häufig erzählt worden, ihr Ablauf ist bekannt und dennoch vermochte die Erzählung uns in ihren Bann zu ziehen. Als das Mysterium der verschwundenen Kinder entschlüsselt wurde, vermochte die Auflösung allerdings nicht zu überraschen: wer viel Horror-, Mystery- und Psychothriller liest… für den ist die Auflösung hier sicherlich von Beginn an absehbar. Marco Callari erzählt in seinem Werk „Geister“ dennoch eine solide Geschichte und lässt noch deutliches Potenzial „nach oben“ erkennen.

„Geister“ ist (leider) bei bod, im Selbstverlag, erschienen. Während man bei diversen anderen bod-Autoren deutlich liest, dass sie entweder absolut fit in Sachen Orthografie und Grammatik sind oder sich externe Hilfe geholt haben, um ihre sprachlichen und auch logischen Fehler auszumerzen, stolpert man hier beim Lesen ständig über diverse Fehler.


Besonders stechen hier die „Deppenapostrophe“ hervor; der Autor leidet offensichtlich unter einer ausgeprägten Apostrophitis und hat es sich angewöhnt, den Genitiv durch einen Apostroph von der Bezugsperson abzutrennen, so wie es im Englischen üblich ist – im Deutschen jedoch nicht. Und Formulierungen wie „Stephen`s Blick traf Sarah`s, …“ (S.16) tun dann doch etwas weh, vor Allem, wenn noch zahlreiche „Frank`s Haar“, „Miss Callahan`s Tür“, „Stephen`s Ohr“, „Sarah`s Befinden“… folgen.   
Weiterhin fanden sich auch einige Ausdrücke, die sich zwar aus zwei Nomen zusammensetzen, aber so zusammengesetzt natürlich zusammengeschrieben werden und nicht wie folgt: „Horror Film“, „Geister Geschichte“… So wirkt es eher, als habe man versucht, in einem Printmedium SEO-Tipps zu befolgen und möglichst viele Schlagworte unterzubringen.
Zudem fehlen doch einige Kommata.

Und auch wenn Callaris Schreibstil im Übrigen sehr flüssig ist: hier ist ein Korrektorat dringend nötig. Bei einem Verlag unter Vertrag stehende Autoren haben in ihren Manuskripten sicherlich teils dieselben Fehler stehen, die dann von den entsprechenden Verlagsmitarbeitern ausgemerzt werden. Allerdings sollte man von jemandem, der sein eigenes Werk auf den Markt bringen möchte, auch erwarten können, dass man hier vor der Veröffentlichung besondere Vorsicht walten lässt.

Auch ein gravierender Logikfehler fiel sofort auf: so sagt der Nachbar, dass Stephen und Sarah sich doch noch überlegen sollten, ob sie wirklich dort wohnen bleiben möchten. Immerhin hätten sie noch Zeit, da ihr Kind noch nicht geboren sei. Allerdings wird ständig betont, dass Sarah hochschwanger ist und die Wehen jederzeit einsetzen könnten – aber die Beiden sollen noch genug Zeit haben, vor der Geburt ggf. nochmals umzuziehen? Ähnlich unwirklich erschien die Tatsache, dass Stephen und Sarah sozusagen „ins Blaue hinein“ umgezogen sind: so schauen sie sich erst nach ihrem Umzug im Dorf um und stellen dabei mit Schrecken fest, dass die Dorfschule bereits seit Längerem geschlossen ist. Andererseits entbehrte diese Situation nicht einer gewissen Ironie: da wird erzählt, dass die Beiden vor der Geburt ja noch „Zeit genug“ hätten, obschon Sarah bereits hochschwanger ist. Und dort wird dann berichtet, wie die Beiden nahezu panisch werden, weil ihr Kind nicht im Ort zur Schule gehen kann, was natürlich ohnehin erst in einigen Jahren relevant wäre.

Schade, all die Fehler, die hier beim Lesen auffielen, hätte man schnell ausradieren können, so dass nur noch die grundsolide Geschichte übriggeblieben wäre. Diese Fehler schmälern das Lese-Vergnügen leider deutlich, da man sich als Leser doch schnell über diese ärgert.

Uns liegt eine  Ausgabe der 2. Auflage des Ende 2010 erschienenen Romans vor: in unserem Umfeld leihen wir „Geister“ zwar gerne aus, warnen dabei aber vor der grammatikalischen Unausgereiftheit. Wäre der Roman deutlich korrigiert und lektoriert worden, würden wir ihn auch durchaus generell weiterempfehlen. Aber so müssen wir leider sagen, dass knapp 13€, die dieses Buch kostet, für diese Qualität einfach zuviel sind. Sofern der Autor sein Werk noch berichtigen lässt, könnten wir sicherlich viel wohlwollender über den Roman sprechen: wie gesagt – „Geister“ erzählt auf grundsolide Weise eine grundsolide Geschichte; nichts unbedingt Neues, aber auch nichts Schlechtes.

Eventuell wird durch „Geister“ auch einer der renommierten Verlage auf Marco Callari aufmerksam, zu gönnen wäre es ihm. Wie gesagt: Potenzial ist erkennbar. Lediglich die Unterstützung fehlt (noch). 

1 Kommentar:

  1. Hallo Schnuffschafs.

    Ich bin der Marco. Jap, genau, der Autor dieses hübschen Buches :) Ich habe zufällig eure Rezension gefunden und wollte mich für diese doch ganz angenehme Kritik bedanken. Vor allem der letzte Textblock hat mir sehr geschmeichelt!

    Mit der Rechtschreibung und Grammatik habt ihr natürlich vollkommen recht. Als ich die Idee hatte, nen Buch über BoD zu veröffentlichen, sollte alles ganz schnell gehen. Und leider ging das alles zu schnell ... Mittlerweile habe ich viel Kritik einstecken müssen, aber auch Freunde gefunden, womit ich in den Genuß kam, dass mein Buch (mittlerweile meine Bücher) jetzt lektoriert werden. Ich hoffe, dass der Leser dann erfreuter über meine Geschichten sein kann !?

    Somit bedanke ich mich noch einmal bei euch und wünsche ein schönes Wochenende. Vielleicht bis zu einer nächsten Rezension !? ;)

    Der Marco!

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