Montag, 13. Juni 2011

Wenn einer eine Reise tut…

Theoretisch weilt Familie Schnuffschaf bereits seit letztem Mittwoch wieder in schweizerischen Landen, aber Praxis und Theorie liegen zuweilen weit auseinander: in diesem Fall fünf Tage. Als Mittwochfrüh der Wecker klingelte, stieg Frau Schnuffschaf aus dem Bett, geriet direkt ins Wanken und fiel wieder in die Laken. „Ich habe nur zu wenig geschlafen, das geht bestimmt gleich wieder!“ Frau Schnuffschaf rappelte sich wieder auf, wackelte ins Bad und aufgrund der durch die Tür dringenden Geräusche wartete, als Frau Schnuffschaf das Bad verliess, vor dem Bett längst ein Eimer auf sie.

Und die Welt drehte sich wieder…

Vor etwas über zwei Jahren begab es sich schon einmal, dass Frau Schnuffschaf morgens aufstand und sich mit den Worten „Mir ist irgendwie ein bisschen schwindelig, es dreht sich alles.“ sofort wieder hinlegte und jegliche Bewegung vermied, da schon die kleinste Regung a) das Kopfkarussel noch schneller werden liess und b) dadurch einen immensen Brechreiz auslöste. Nachdem sich am Zustand bis nachmittags nichts geändert hatte, entschied man sich, doch einen Arzt aufzusuchen: jener wurde angerufen, um die wankende Ankunft einer kotzenden würgenden Patientin anzukündigen. Sofort erfolgte die Rückfrage: was ist denn da los? Man erklärte… und wurde aufgefordert, Frau Schnuffschaf nicht erst zur Praxis zu verfrachten, sondern sofort einen Rettungswagen anzufordern. Drama!

Im Spital erwähnte der erste Arzt gleich, dass auch eine Ohr-Verletzung vorliegen könnte, die Frau Schnuffschafs Gleichgewichtssinn aus dem Takt bringen könnte und ggf. müsste man da doch eventuell noch einen HNO-Spezialisten hinzuziehen, um das abzuklären, aber erst einmal… nun gut, Frau Schnuffschaf ist nicht das gesündeste Pferd im Stall und hat da beispielsweise auch einen Herzfehler, der aber nur noch das Tüpfelchen auf dem „i“ ist. Sechs verschiedene Ärzte checkten Frau Schnuffschaf also innert drei Tagen gründlich durch – gekrönt wurde das Ganze letztlich noch durch zwei Sanitäter, die sie plötzlich und ohne jede Vorwarnung in ein anderes Krankenhaus verfrachten wollten, welches für die Vor- und Nachsorge bei geplanten Aufenthalten im nächsten Herzzentrum bekannt ist. Die Beiden hatten sich aber nur im Zimmer vertan, aber da Frau Schnuffschaf durch diesen „Verlege-Versuch“ doch leicht panisch geworden war, erinnerte sich der Arzt vom Anfang, dass er doch einen HNO-Kollegen zum Fall befragen wollte.

Tja, und der HNO-Mediziner löste den Fall innerhalb von ein paar Minuten und machte keinen Hehl daraus, dass er die anderen Kollegen für komplett bekloppt hielt, dass sie das mit dem Ohr und dem Gleichgewicht nicht gleich überprüfen liessen.

Gutartiger Lagerungsschwindel… nervig, nicht schlimm. Kann aber auch immer mal wieder vorkommen; wird dadurch aber auch nicht unbedingt schlimmer. Aber eben auch nicht weniger nervig.
Es kam nicht wieder… bis ausgerechnet zum letzten Mittwochmorgen. Abends hätte auch gereicht; da wäre man wenigstens schon daheim gewesen. Naja, wenigstens wusste man gleich, was Sache ist und ganz so schlimm wie 2009, als man wirklich nur wie ein Brett daliegen konnte, ohne dass der Schwindel zurückkehrte, wars auch nicht.

Aus der Mittwochsrückfahrt wurde nichtsdestotrotz also eine Montagsheimreise… Frau Schnuffschaf ist nur noch ein wenig wackelig auf den Beinen und Herr Schnuffschaf; ja, Herr Schnuffschaf raucht immer noch und erlebt was: in Köln hatte unser Zug heute einige Minuten Aufenthalt. Herr Schnuffschaf liess sich von seinem Lungenschmacht flugs auf das Raucher-Quadrat auf dem Bahnsteig treiben. Dort frönte er seinem Laster zusammen mit einem anderen Herren, der (Zitat!) „irgendwie auch ganz schön fertig aussah“. Das Schnuffschafs-Herrchen ist dann ganz schnell davongelaufen, als plötzlich diverse Menschenskinder voller Begeisterung auf jenen Raucher zustürmten und fragten, ob sie ein Autogramm bekommen könnten. Und plötzlich erkannte sogar der Punti Schnuffschaf den Mark Medlock.

Als unser Zug dann den Frankfurter Flughafenbahnhof passierte, schrie der aviatikbegeisterte Herr Schnuffschaf plötzlich auf: war das dort hinten nicht die Air Force One? Ja, laut Google und irgendwelchen Fluglinien-Luftraum-Infos war sie das…

Welch Aufregung… hätte es letzten Mittwoch bestimmt nicht gegeben!

Und dann erst noch der „Satz des Tages“: man muss wissen, wir hatten unsere Fahrkarte für den heutigen Tag bereits am Freitag gebucht; Sparpreis mit Zug-Bindung. Unser Zug führte uns nun zunächst direkt nach Basel, von wo aus es weitergehen sollte. Von Basel aus gibt es eine direkte Verbindung zu unserem Zielort; unsere Bahnfahrkarte wollte uns mit einmal Umsteigen dort hinlotsen: so als wenn man von Bonn nach Köln will, aber erst von Bonn nach Düsseldorf muss, um da dann in den Zug nach Köln umzusteigen. Fanden wir nun auch doof, vor Allem mit einem noch nicht so fitten Frauchen und ganz viel Gepäck und haben beschlossen, in Basel einfach in den Direktzug zu klettern, in welchem wir prompt in eine Kontrolle gerieten… und an einen sehr netten SBB-Mitarbeiter. Mit Unschuldsblick hielten wir ihm unser „falsches“ Ticket entgegen und unkommentiert knipste er dieses ab und da konnten wir uns doch nicht länger zurückhalten und fragten ganz vorsichtig nach, ob das denn nichts ausmacht, dass wir doch quasi im falschen Zug sitzen, denn dort sei doch ein ganz anderer Zug angegeben und Zugbindung und sowieso. Er erklärte uns dann auf gut schwyzerdütsch, dass wir natürlich auch die angegebene Route hätten fahren können: den Schweizer Bahnern sei es egal, ob die Passagiere da einen Umweg fahren oder es sich umständlicher als nötig machen – aber wenn das Ticket für die Strecke von A nach B gilt, kann man damit auch einfach von A nach B fahren; egal, ob auf dem Billet steht, dass man aber erst nach C fahren muss. Herr Schnuffschaf: „In Deutschland müsste ich aber die angegebenen Züge nutzen…“ Der Herr von der SBB: „Ja, daaaaaa drüben…“, worauf er gleich den Satz des Tages fallen liess: „Sobald Sie die schweizerische Grenze passiert haben, können Sie alles vergessen, was Sie da gelernt haben!“ 

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