Dienstag, 15. März 2011

Vorgesagt

Heute konnte man bei Pro7 eine wahre *Sternstunde* des deutschen Quiz-Fernsehens erleben: seit geraumer Zeit unterbricht Pro7 im vor-/nachmittäglichen Fernsehen das Programm nicht mehr nur mit gewöhnlichen Werbeblöcken und Vorschauen, sondern auch noch mit etwas, was sie als „Quiz Break“ bezeichnen. 
Wo eben noch eine Serie lief, erscheint dann ein hysterisch schreiender Moderator auf dem Schirm, der abwechselnd panisch auf seine Uhr und die Stelle links in der Ecke, wo den Zuschauern ein Buzzer eingeblendet wird, zeigt und stellt eine Frage, die es für einen Hunderter zu beantworten gilt – und zwar innerhalb der nächsten Minute. Nach einer halben Minute wird der Gewinnbetrag angesichts der unglaublich komplexen Fragestellung verdoppelt, aber „Sie müssen sich jetzt wirklich beeilen. Das gibt’s doch nicht! Das ist doch nicht so schwer. Das muss doch jetzt einer wissen! Wenn Sie jetzt zum Hörer greifen, könnten Sie noch durchkommen!“ Momentan beziehen sich die Fragen hauptsächlich auf Bilder (auch wenn man von Scherzfragen mit soooooo einem Bart noch nicht abgelassen hat: „Monikas Vater hat fünf Töchter: Lala, Lele, Lili und Lolo. Wie heisst die Fünfte?“) und man muss entweder den Unterschied im rechten (wahlweise im linken) Bild finden oder aber auch mal einen Ort aus einem Buchstabensalat wie „BURGHAM“ bilden oder ein Tier in einem Mini-Buchstabengitterrätsel entdecken.

Am heutigen Tage, irgendwann zwischen „Malcolm Mittendrin“ oder „Scrubs“, war es wieder soweit: Time for Quiz Break! Zwei Abbildungen von Bart Simpson wurden eingeblendet: na, wo ist denn nun der Unterschied im rechten Bild? Ganz klar und absolut offensichtlich: das rechte Bein war komplett rot eingefärbt. Der Moderator steuerte auf einen schlecht simulierten Nervenzusammenbruch zu, weil niemand durchgestellt wurde anrief, und spie in gespielter tiefer Verzweiflung zwischen seinem „Schnappen Sie sich das Telefon und rufen Sie an!“-Flehen deutliche Hinweise aus. Er fing an mit einem eindringlichen „Schauen Sie sich die Bilder genau an!“ (bei dem das „genau“ einem Wolfsheulen glich) und gelangte über ein deutliches „Sehen Sie auf die Beine!“ bis hin zum mit absolutem Nachdruck vorgebrachten  „Achten Sie auf das rechte Bein“. Zwischenzeitlich wurde der Gewinnbetrag wie zumeist um das Doppelte auf 200€ erhöht und bis er dann endlich mit einem Anrufer verbunden war, hatte der aufdringliche Animateur glück- und geldverheissende Moderator bereits mehrmals erwähnt, dass sich der Fehler bei Barts rechtem Bein finden lassen würde.

Dann kam der Anrufer ins Spiel und wurde mit einem panischen Hinweis auf die fast abgelaufene Zeit aufgefordert, einfach nur zu sagen, wo der Fehler sei. Und was antwortete der Quiz-Teilnehmer? „Am rechten Bein.“ Und fragte der Moderator, was denn am rechten Bein anders sei (dass das rechte Bein anders war, hatte er ja selbst nun schon zigfach erwähnt)? Nein, er gratulierte dem Zuschauer mit den Worten: „Rrrrrrrrrrichtig! Das rechte Bein, da ist die Farbe anders.“ Irgendwo freut sich nun also jemand über die 200€, die prinzipiell der Moderator verdient hätte – der hatte die Frage schliesslich beantwortet.

Wir sind fassungslos, verwirrt, nachdenklich, irritiert: wir hätten gedacht, dass solcherlei Tätigkeiten die mitunter schlechtbezahltesten Moderationsjobs sind [immerhin sehen sich diverse der Betroffenen noch gezwungen, Sauflieder auf mallorquinischen Theken zu grölen], aber wenn es schon 200€ wert ist, nur drei Worte eines solchen Moderatoren nachzuplappern…   

2 Kommentare:

  1. Haha, ich musste jetzt echt lachen, du hast ja so recht und du hast es sooo toll geschrieben. Ich könnt mich da auch immer kaputt lachen wobei ich nicht wusste das es mittags auch schon kommt. Aber wenn ich nachts ne Serie gucke und dann kommt der Scheiss da könnt ich weglaufen. Die laufen immer Gefahr das man wegschaltet und ganz vergisst das man da eigentlich nen Film geschaut hat....

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