Dienstag, 5. April 2011

Buchvorstellung – „Denn auch im Himmel will ich reiten“ (Maria Andrea)

Dieser Roman, "Denn auch im Himmel will ich reiten" von Maria Andrea, setzt an dem Morgen ein, an dem die Ich-Erzählerin Andrea erkennen muss, dass die Zeit gekommen ist, ihre kranke, jüngere Stute Cheyenne von ihrem Leiden – und somit auch von ihrem irdischen Leben – erlösen zu lassen. Cheyenne ist die Tochter von Andreas Stute Frilly, welche aufgrund einer schweren Erkrankung bereits seit einiger Zeit unreitbar ist – als Frilly sich etwas erholt hatte, erkrankte nun Cheyenne an einem arthritischen Leiden, welches jetzt ihren Tod bedeutet.  Nun erkennt Andrea also nicht nur, dass sie sich von Cheyenne verabschieden muss, sondern auch die Tatsache, dass sie in absehbarer Zeit auch ihr zweites Pferd verlieren wird, tritt weiter in ihr Bewusstsein. Voller Trauer erinnert sie sich, auf sehr besinnliche Weise, an die Vergangenheit mit ihren Pferden, an die gemeinsamen Erlebnisse, vom jeweiligen Kennenlernen bis eben heute…




Diese bittersüsse „Meine Pferde und ich“-Erzählung ist, obschon laut einem Hinweis im Buch fiktional, sehr persönlich geschrieben und von daher so emotional geraten, dass der Inhalt wohl jeden Tierbesitzer; insbesondere natürlich die Eigner von Pferden; mitten ins Herz treffen und tief berühren dürfte.

Als störend könnten lediglich die letztlich zahlreich eingestreuten Hinweise auf den beruflichen Erfolg der Hauptfigur empfunden werden: diese verkündet voller Stolz, einen Autorenvertrag bei einem etablierten Verlagshaus ergattert zu haben. Hier soll sie nicht etwa ein Buch rund ums Pferd veröffentlichen; nein, sie soll einen Bewerbungsratgeber verfassen. Die Arbeit an diesem wird in „Denn auch im Himmel will ich reiten“ immer wieder zum Thema gemacht und scheint dort auch immer wieder komplett fehl am Platz zu sein, da sich die restliche Handlung ausschliesslich mit den Tieren bzw. dem Leben mit den Tieren befasst und diese Autorenarbeit rein gar nichts mit ihren tierischen Gefährten zu tun hat. Hier fehlt einfach der Bezug zur ursprünglichen Thematik, so dass auch bis zuletzt unklar bleibt, wieso dieser Arbeit im Roman ein solch vergleichsweise hoher Stellenwert eingeräumt wurde. Mit den Erinnerungen an die Pferde haben diese Einwürfe nämlich gar nichts zu tun und schliesslich handelt die Geschichte aber eigentlich von eben jenen Erinnerungen.

Und auch, wenn sie weder allzu sehr ins Auge stechen noch den Lesefluss überhaupt stören würden, finden sich doch einige (wenige) stilistische Mängel. Nichtsdestotrotz handelt es sich beim Roman „Denn auch im Himmel ich reiten“ einfach um Belletristik, die zu unterhalten vermag und sicherlich vor Allem andere Tierbesitzer anspricht. Durch die sensible Erzählweise ist dieser Roman aber zweifelsohne eher unter dem Oberbegriff „Frauenliteratur“ zu klassifizieren.  

Man muss sich allerdings bewusst sein, dass es in diesem Roman um Trauer, den Umgang mit dieser sowie ihrer Bewältigung, geht und die Geschichte daher entsprechend traurig ist. Auch wenn einige erzählte Begebenheiten dem Leser durchaus ein Schmunzeln zu entlocken vermögen: fröhlich ist anders; dieses Buch vermittelt vielmehr eine traurige, schwere Melancholie.
Vor dem Lesen sollte man sich darüber im Klaren sein und „Denn auch im Himmel will ich reiten“ nur lesen, wenn man sich sicher ist, dass man aktuell mit der Thematik umgehen kann. Wer eben erst sein eigenes Tier gehen lassen musste, wird sich wohl sehr gut mit der Hauptfigur identifizieren können; allerdings besteht hier dann eben ganz besonders die Gefahr, während des Lesens ständig von der eigenen Trauer überrannt zu werden. Nichtsdestotrotz: ein sehr schönes Buch! 

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