Montag, 11. April 2011

Hörst du noch was?

"Hier findet Ihr einen großen Onlineshop speziell für Gehörschutz; z.B. Gehörschutz für Partys, zum Schlafen oder Ohrstöpsel für die Industrie. Besucht http://www.gehoerschutz-versand.de/"

Die Meisten von euch werden bereits auf diversen Blogs und Co gelesen haben, dass der Gehörschutz-Versand eine Blogger-Aktion ins Leben gerufen hat, in deren Rahmen man für das Posten der obenstehenden Mitteilung entweder ein T-Shirt oder einen 15€-Einkaufsgutschein erhält. Sind wir nun geil auf das T-Shirt oder auf den Gutschein, so dass wir uns so bereitwillig zu Werbezwecken ködern lassen? 
Nun ja, Frau Schnuffschafs hat ein paar Kilo zugenommen und ein neues T-Shirt, was wirklich passt, käme da doch sehr gelegen. Herr Schnuffschafs seinerseits beschwert sich, dass Frau Schnuffschafs zu ständigen Nies-Anfällen neigt, die ihm regelmässig nahezu die Ohren wegpusten und im Rahmen einer wohl chronischen Bronchitis des Nächtens auch immer mal wieder zum Schnarchen neigt. Er würde also wohl den Einkaufsgutschein nehmen, um ihn gegen ein paar wirklich gute Ohrstöpsel einzutauschen. Wir wissen also nichtmal, ob wir nun lieber den Einkaufsgutschein oder das Shirt hätten. Einem solchen Dilemma würden wir normalerweise aus dem Weg gehen, in dem wir uns erst gar nicht an der betreffenden Aktion beteiligen.

Allerdings rief uns diese Aktion nun wieder ins Gedächtnis, wie wichtig ein guter Gehörschutz zuweilen wirklich ist. So kennen wir diverse Leute, die im Gartenbau tätig sind: klar, da gehört ein Gehörschutz teils zur vorgeschriebenen Schutzbekleidung. Allerdings räumen die meisten unserer Bekannten (alle in unterschiedlichen Betrieben beschäftigt) auf Nachhaken relativ freimütig ein, dass dem Gehörschutz oft zuwenig Beachtung geschenkt wird: sicher, wenn mitten in der Öffentlichkeit gearbeitet wird, zeigt man Sicherheitsbewusstsein. Aber wenn man in der hintersten Ecke eines Privatgartens arbeitet, wo man doch nicht gesehen wird, da sei es einem dann einfach zu mühsam, den Ohrenschutz aufzuziehen, weil man nur mal eben kurz für ein paar Sekunden die Kettensäge anschmeisst. Im privaten Bereich sind die Meisten dann noch nachlässiger.

Wir haben einen Nachbarn, der leidenschaftlicher Hobby-Gärtner ist. Dieser Nachbar müsste 67 oder 68 Jahre alt sein: seit einigen Jahren ist er berentet, nachdem er über 40 Jahre lang als Installateur, vornehmlich auf Grossbaustellen, tätig war. Seit seiner Pensionierung ist er fast pausenlos im eigenen Garten anzutreffen, den er mit allen möglichen Gerätschaften hegt und pflegt. Die meisten dieser Apparaturen sind eigentlich nur im gewerblichen Gebrauch sinnvoll, aber ansonsten eher übertrieben, sofern man nicht grade einen Privat-Park sein Eigen nennt.
Wer kennt sie nicht? Leute, mit einem Garten, den man mit zehn Schritten durchquert hat und dessen Rasen man in weniger als fünf Minuten selbst mähen kann, die aber unentwegt beteuern, wieviel Arbeit der Garten doch macht und das man unbedingt einen Aufsitzmäher benötigt. Und einen Laubbläser, weil die zwei Bäume, die man im Garten stehen hat, doch unentwegt Blätter lassen würden… Gut, Nachbars Garten ist nicht ganz so mini, aber doch immer noch überschaubar und wenn jemand eben Freude an solch einer Profi-Ausrüstung hat….

Unser Nachbar beheimatet in seinem Geräteschuppen in jedem Falle zumindest einen halben Baumarkt und wir wunderten uns lange, dass er generell ohren-ungeschützt in seinem Garten herumwerkelt, wobei ihn der Lärm dabei gar nicht zu stören scheint, der teilweise schon die Nachbarn von schräg gegenüber nervt, wenn sie ihn bei verschlossenen Fenstern und Türen in ihrem Haus wahrnehmen. Im letzten Jahr sprach Frau Schnuffschaf ihn dann einmal an, ob er keine Angst habe, dass ihm vom Krach seiner Maschinen mal die Ohren wegfliegen könnten? Seine Antwort war recht eindeutig: er war in seinem Berufsleben bereits sehr nachlässig mit dem Thema „Gehörschutz“ umgegangen und schon seit knapp 20 Jahren auf ein Hörgerät angewiesen, ohne dass er kaum etwas wahrnehmen würde. Bei seiner lautstarken Gartenarbeit trägt er das Hörgerät einfach nicht. Wir lernten daraus: heutzutage gibt es bereits verdammt kleine Hörgeräte, die sich sehr gut unauffällig und versteckt tragen lassen. Und es ist wirklich wichtig, einen Gehörschutz in lauten Situationen zu nutzen.

Wir möchten nämlich auch gerne im fortgeschrittenen Alter noch morgens dadurch geweckt werden können, dass auf dem Fensterbrett eine Amsel singt… irgendwie finden wir die Vorstellung traurig, später einmal so schwerhörig zu sein, dass man seine Ohren bereits dadurch schützen kann, dass man das eigene Hörgerät entfernt. Wenn es dann auch noch mitunter durch eigenes Verschulden soweit gekommen ist, wäre es für uns schon ein Grund zum Schämen. Der kleine Sohn von Bekannten ist nahezu taub zur Welt gekommen, im vorletzten Jahr hat man ihm erfolgreich ein Cochlea-Implantat einsetzen können und es ist so toll, zu sehen, wie er immer mehr für ihn neue Geräusche entdeckt und sich so sehr daran erfreuen kann. So fand er es zum Jubeln, als er zum ersten Mal auf dem Gehweg das Klingeln eines von hinten kommenden Fahrradfahrers vernahm und bei Seite sprang, noch „bevor Mama mich wegziehen musste“. Ihm wollen wir irgendwann nicht sagen müssen, dass auch wir nun ein Hörgerät tragen müssen, weil wir ohne nicht mehr richtig hören können, da wir unser Lebtag lang zu faul waren, auch mal nur für kurze Zeit einen Hörschutz zu tragen.

Und jetzt gehen wir würfeln, ob wir lieber ein T-Shirt oder nicht doch den Gutschein hätten…  

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